Baufehler bei der Statenjacht Fredericus |
Im Laufe eines Projektes passieren immer mal wieder Fehler und Bauteile müssen neu gebaut oder angepasst werden. Das ist ganz normale Modellbaupraxis.
Trotz guter Vorarbeit und Planung sind es manchmal die kleinen Mess-, Denk- oder Interpretationsfehler, die eine große Wirkung entfalten, haben aber auch immer einen guten Lerneffekt.
Ich habe mal hier einiger solcher Missgeschicke dokumentiert.
Decksbeplankung
Die erste Planke wurde neben der Mittellinie geklebt, dadurch wurde der Schandeckel zu schmal. Beim zweiten Deck wurde die erste Planke dann auf die Decksmittellinie geklebt.
Das Probedeck wurde in späteren Bauphasen zum Testen der Decksnagelung oder zum Anschleifen der Balkenbucht verwendet.
Ankerklüsen
Bei den Bohrungen der Ankerklüsen stellte sich heraus, dass diese nicht ganz mittig und in unterschiedlicher Höhe angebracht waren.
Den Abschnitt habe ich ausgewechselt und komplett aus Birnbaum angefertigt. Die Klüsen wurden diesmal schon vor dem Einsatz in das Schanzkleid gebohrt.
Totholz am Achtersteven
Das Auslaufen der Plankengänge am hinteren Totholz war suboptimal und es gab Druckstellen von den Plankenklemmen.
Auf diese Problemstellen wurde dünnes Furnierholz aufgeklebt und mit Schleifpapier angeglichen.
Ruder
"Irgendwas ist immer", bestätigte sich beim Bau von insgesamt vier Ruderversionen.
Seitenschwert
Ich habe nicht die Seitenschwerter aus dem Bauplan verwendet, sondern nach Recherchen bei NJ eine modifizierte Version mit Inkscape gezeichnet, die allerdings einen Zentimeter zu lang war.
An der falschen Version habe ich die Nagelung der Kopfplatte und die Krampen getestet.
Fenster
Der Anfertigung der Fenster wurden immer mal wieder mit kleinen "Fehlgriffen" an der Feineinstellung des Frästisches begleitet: z.B. unterschiedliche Rahmenbreiten oder falsche Richtung bei fallenden Linien.
Püttings
Die erste Version der Püttings war zu kurz geraten.
Ruderpinne
Der Beschlag am Ende der Ruderpinne ist nach Plan so nicht vorgesehen, wurde nach einem anderen Modell nachempfunden und war in der ersten Variante etwas zu kurz geraten.
Der Handgriff der Pinne war nach Plan am Ende noch einmal abgewinkelt, das wäre aber mit dem Geländer des späteren Niedergangs in "Konflikt" geraten. Auch die "hängende" Version wurde von einem anderen Modell übernommen.
Niedergang
Getreu dem Motto: "Wer misst, misst Mist", habe ich bei den Bohrungen für die Geländerstützen die Anzahl und nicht der Abstände der Stützen zu Grunde gelegt und somit ein Loch zu viel gebohrt. Es sind zwischen den 5 Stützen nur 4 Abstände.
Ständerbrettchen
Für die erste Version des Ständerbrettchens wurden Messingsäulen verwendet. Da der Kiel für die Schlitze der Säulen nicht dick genug war, hatte das Modell keinen sicheren Stand, zudem zerkratze das Messing der Stützen das Modell an der Aufnahme am Kiel.
Bei der zweiten Version wurde eine Schraubverbindung mit geschnitzten Holzfiguren realisiert.
Keilring
Der Keilring der Mastfischung brauchte eine erhebliche Anlaufzeit von unglaublichen 14 Baustunden, diverser Bruch und mehrere Versionen, bis ein guter Workflow, die geeignete Form und Größe der Keile sowie eine zufriedenstellendes Ergebnis gefunden werden konnte.
Wie ich auch schon beim Ruder bemerken konnte, haben mit Graphit beschichtete Flächen einen schlechteren Klebehalt, sodass der Keilring bei der Bearbeitung mehrfach auseinander gebrochen ist. Deshalb habe ich den Ring auf eine dünne Furnierplatte geklebt.
Wantaugen
Nach Sichtung meiner Unterlagen stellte ich fest, dass die Bändselung der Wantaugen zu weit vom Mast gebunden wurde.
Für den zweiten Versuch wurden die Bändel wieder aufgeschnitten und weiter an den Mast gesetzt. Da die Rückseite vorher jedoch mit Sekundenkleber fixiert wurde, waren die Klebstellen noch zu sehen.
Die Wanttaue wurden dann noch einmal neu angefertigt. In diesem Zusammenhang ist mir auch aufgefallen, dass nur drei Wantaugen gebunden werden müssen, da sich die vermeintlich 4. Want als Pardune herausgestellt hat.
Juffern falsch eingebunden
Ein drittes Mal mussten die Wanten angefertigt werden, da auf Grund der Fehlinterpretation einer Recherchequelle, alle Juffern falsch eingebunden wurden.
Dementsprechend ist eigentlich auch die Stagjuffer falsch gesetzt. Das Fockstag werde ich aber auf Grund des hohen Fertigungsaufwandes beibehalten und so steifsetzen, dass es zu der Bindung der Wantjuffern passt.
Bugspriet
Kein Baufehler im eigentlichen Sinne, aber bei den Abmessungen des Bugspriets habe ich mich an den Bauplan gehalten. Bei näherer Betrachtung erschien mir das Spriet etwas zu dünn und zu kurz. Selbst verschiedene Darstellungen in den Planunterlagen hatten leichte Differenzen.
Jaeger schreibt in NJ: "Seine Länge und Durchmesser kann im Verhältnis zur Schiffsgröße sehr unterschiedlich ausfallen... weil dieses Maß das äußere Erscheinungsbild der Jachten mitprägt und die ... Länge sehr unterschiedlich ausfallen kann."
Ich habe mir ein anderes Modell und eine weitere Planzeichnung aus NJ eingescannt, in Inkscape auf den Plan meines Modells skaliert und dann entschiedenen, mein Spriet um etwa 2 cm zu verlängern und 1mm dicker zu realisieren.
Toppsegel
Da ich das erste Mal Segelstoff dunkel gefärbt hatte, musste ich auch hier erst ein paar Version des Segels anfertigen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten. Beim Nähen habe ich Polyestergarn verwendet, das sich nicht gefärbt hatte und dann viel zu hell war.
Zudem verzogt sich das Toppsegel. Ob das während des Färbens mit heißen Wasser oder während des Trocknens passiert ist, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Das ausgeschnittene Segel stimmte jedoch nicht mehr mit der Schablone überein.
Die Version des Toppsegels mit eingefasstem Liektau gefiel mir überhaupt nicht, selbst bei einem nochmaligen Versuch wurde es nicht grundlegend besser, sodass ich mich letztendlich für alle Segel mit hellem Segelstoff entschieden habe.