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Die Bezeichnung entstand in der Mitte des 17. Jh., als sich eine bestimmte, in Kiellinie fahrende Gefechtsanordnung der breitseits mit Kanonen bestückten Kriegsschiffe herausbildete. Diese Gefechtstaktik wendeten zuerst der englische Admiral BLAKE und der niederländische Admiral DE RUYTER an. Vom 18. bis zur Mitte des 19. Jh. waren Linienschiff meistens Kampfschiffe mit etwa 1.200 t Verdrängung, später wurden Schiffe von 2.000 bis 3.000 t Verdrängung bevorzugt. Kennzeichnend für die Linienschiff war die Anordnung und Verteilung der Batterien. Je nachdem, ob die Vorderladerkanonen auf 2, 3 oder 4 Decks übereinander aufgestellt wurden, unterschied man Zwei-, Drei- oder Vierdeck-Linienschiff. Die Besatzungsstärke konnte auf Linienschiffen bis zu 1.300 Mann betragen.

Ende des 18. Jh. war in den Kriegsflotten das 70-Kanonen-Schiff als Linienschiff vorherrschend, danach wurde die Zahl der Kanonen weiter auf 90 bis 120 Stück erhöht.

Zu den ersten englischen Linienschiffen mit 3 durchlaufenden Batteriedecks gehörten die 1610 erbaute "PRINCE ROYAL" mit 1200 t Verdrängung, bestückt mit 64 Kanonen, und "THE SOVEREIGN OF THE SEAS", erbaut 1657, mit etwa 1630 t Verdrängung und 100 Kanonen.

In der Seeschlacht bei Kap Trafalgar standen sich 1805 die schweren Segel-Linienschiff letztmalig in großer Anzahl mit 15 spanischen und 18 französischen gegen 26 englische Schiffe im Gefecht gegenüber. Aus dieser Seeschlacht, in der England über die vereinigte spanisch-französische Kriegsflotte siegte, ist das Flaggschiff von NELSON, Admiral und Befehlshaber der englischen Flotte, die Victory (s. Admiralschiff), der Nachwelt erhalten geblieben. Dieses berühmte Schiff wurde zum Museumsschiff und steht in einem Trockendock in Portsmouth zur Besichtigung. Die eigentlich letzte Schlacht unter Beteiligung von Segel-Linienschiffen (4 englische, 4 französische und 4 russische gegen 7 türkische Linienschiff) war 1827 bei Navarino.

Zu Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jh. unterschied die englische Admiralität 3 Rangeinheiten von Linienschiffen:

Zum I. Rang gehörten die Schiffe mit 2.000 t und mehr Verdrängung, 100 bis 130 Geschützen und 850 bis 900 Mann Besatzung.

Der II. Rang umfasste Schiffe von 1.650 bis 1.950 t, 84 bis 90 Geschützen und 750 bis 850 Mann.

Zum III. Rang zählte man kleinere Linienschiff mit 1.200 bis 1.600 t Verdrängung, 64 bis 80 Geschützen und 520 bis 750 Mann. Alle Geschütze waren noch Vorderlader, die schwersten Geschütze waren 32- bis 48-Pfünder, die wegen ihrer großen Masse so tief wie möglich auf dem untersten Geschützdeck standen, so dass die Geschützpforten nur knapp über der Schwimmwasserlinie des Schiffes lagen. Nach einer Salve dauerte es etwa eine halbe Stunde, bis die schweren Geschütze nachgeladen und wieder in Stellung gebracht waren. Für jede Kanone benötigte man bis zu 10 Mann Bedienung. Die Reichweite betrug ungefähr einen Kilometer. Die zweite Batterie mittelschwerer Kanonen stand an Oberdeck. Bei Dreideckern befanden sich darüber die leichteren Geschütze, die Karronaden und Büchsen für den Nahkampf auf einem laufbrückenähnlichen Halbdeck.

Linienschiff mit Dampfantrieb gewannen in der Mitte des 19. Jh. größere Bedeutung, und erst am Ende des 19. Jh. wurde gänzlich auf die zusätzliche Besegelung für Marschfahrten verzichtet. Mit der Erfindung der Sprenggeschosse, Hinterladergeschütze, der Schiffsaußenhautpanzerung und der Anordnung drehbarer Geschütztürme erfuhr das Linienschiff bedeutende Wandlungen. Obwohl die Gefechtstaktik des Linienschiffs damit überholt war, verschwand die Bezeichnung erst allmählich.


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