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Brünieren

Oftmals sieht man an Modellen von Arbeitsschiffen blank geputzte Messingteile, das passt irgendwie nicht so recht. Messingputz zu feierlichen Anlässen mag auf einer Segelyacht Sinn ergeben, aber auf einem Schlepper oder Fischkutter sieht wenig realistisch aus.

Auch glänzende Messingkanonen auf historischen Modellen sollten vermieden werden.

Messing kann "eingefärbt" werden.

Es ist zu beobachten, dass dieses Material von ganz allein "dunkelt". Bedingt durch diverse Umwelteinflüsse, beschlägt die Materialoberfläche, wird stumpf und nimmt einen schmutzig dunkelgelben Farbton an - das Material oxidiert.

Um diesen Effekt zu beschleunigen, kann man mit einer chemischen Behandlung nachhelfen.

Eine Lackierung hat den Nachteil, dass sie nach einiger Zeit möglicherweise wieder abblättert, ist nur bedingt abriebfest und wenn zu 'dick' aufgetragen verschwinden filigrane Feinheiten der Details. Anders dagegen die Anwendung durch Brüniermittel, sog. Messingbeize.

Dabei ist die Brünierung nicht wie eine Lackierung zu verstehen, sondern es ist sozusagen eine Korrosion im Zeitraffer und gegenüber Lack im hohen Maße abriebfest.

Brünierung ist keine Beschichtung des Trägermaterials, sondern letztendlich eine "Beschädigung" der Oberfläche durch die im Brüniermittel enthaltende Säure. Das brünierte Material wird genaugenommen dadurch um wenige Mikrometer dünner. Man erhält also keine Schichthöhe wie bei Lack, sondern eine sog. Oxidationstiefe. Auch wenn mit einem Tuch Teile direkt nach dem Brünierung abgewischt werden, sind das am Lappen keine Farbrückstände, sondern nichts anderes als Rost.


Beispiele für brünierte Modelldetails

Blankes Messing an Schäkeln, Spannschrauben, Ketten oder Relingsstützen würde bei einem Schlepper überhaupt nicht passen, aber brüniert schon. Dabei bleiben die Schraubverbindungen vollkommen funktionstüchtig. Farbe würde das M1-Gewinde verkleben und wäre nicht mehr gängig.

  • Brünieren 
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Eine aus Messing gebaute Ankerwinde vor und nach der Behandlung mit Beize, sowie das Getriebe eines Steuerrades.

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Ein künstlich gealterter Messingpropeller.

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Schornstein und Klinke wurden brüniert. Die eingefärbten Messingteile heben sich sehr gut von der teils hellen Lackierung ab und passen hervorragend zum Gesamtbild des Modells.

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Ankerketten aus messing lassen sich gut beizen, wie hier bei einer funktionstüchtigen Ankerwinde. Durch die Benutzung reibt sich die Brünierung mit der Zeit ab und bildet sogar ''echten'' Rost.

  • Brünieren 

Der Vorgang des Brünierens ist denkbar einfach:

  • das zu "färbende" Material sollte mit Aceton entfettet, besser noch, vorher abgeschliffen werden,
  • dunkles Messing hat eine oxidierte Oberfläche und lässt sich schlecht brünieren, diese blättert dann wieder ab,
  • Beize wird in ein Glas gegeben, nur soviel, bis die Werkstücke komplett von der Flüssigkeit bedeckt sind,
  • je nach Fabrikat kann der Vorgang wenige Sekunden bis zu mehrere Minuten dauern, der Brünierungsvorgang kann dann beschleunigt werden, wenn das Gefäß mit der Beize in einem Wasserbad erhitzt wird, die Wärmeplatte einer ausrangierten Kaffeemaschine eignet sich dafür sehr gut,
  • man erreicht je nach Einwirkzeit der Beize Farbtöne von leichtem Hellbraun bis Tiefschwarz,
  • nach Erreichen des gewünschten Farbtons, die Teile aus der Beize nehmen, unter fließendem Wasser abspülen und anschließend mit einem Lappen trocken reiben, Beizrückstände werden entfernt, das Material erhält ein matten metallischen Glanz,
  • wischt sich die Brünierung jedoch wieder ab, war das Material nicht ausreichend entfettet oder muss besser abgeschliffen werden, den Vorgang einfach wiederholen,
  • ein Tauchbad kann mehrfach genutzt werden, sollte aber nie in den Behälter mit frischer Beize zurückgegeben werden,
  • da keine Farbe aufgetragen wird, sondern, wie schon erwähnt, die "Färbung" sozusagen in das Material eindringt und die Oxidationstiefe nur wenige Mikrometer beträgt, gehen die Strukturen des Details nicht verloren, selbst ein M1-Gewinde bleibt vollständig erhalten und funktionstüchtig,

Die Beize kann mehrfach verwendet werden und ist fast unbegrenzt lagerfähig:

  • je öfter die Beize verwendet wird, je mehr sättigt sie sich und Beizvorgänge dauern länger,
  • eine vormals helle Flüssigkeit nimmt je nach Nutzung einen blauen bis schwarzen Farbton an,
  • Beizen, die schon von Hause aus eine blaue Farbe haben, ist die Sättigung weniger gut anzusehen, man merkt es, wie schon erwähnt, an der Dauer der Behandlung bis zur gewünschten Färbung des Metalls,
  • in gebrauchter Lösung setzen sich feinste schwarze Feststoffrückstände ab

einige brünierte Details an historischen Standmodellen


ein Alleskönner

Mittlerweile verwende ich nur noch "Tifoo Patinierung". Die Beize ist sehr effizient. Für Tauchbäder muss die Beize auch nicht unbedingt erwärmt werden. Die kalte Anwendung dauert nur unwesentlich länger.

Selbst Eisen, Metallguss, Weich- und Silberlot können damit abriebfest "gefärbt" werden.

Eisenschrot ist insofern interessant, da es als Kugeln für Strahlmittel in verschiedensten Größen erhältlich ist, z.B. von 0,8 bis 2,5 mm. So kann es gut als Kanonenkugeln für diverse Kaliber auch in kleinen Maßstäben verwendet werden kann.

  • blank - links Silber-, rechts Weichlot 
    blank - links Silber-, rechts Weichlot
  • brüniert - links Silber-, rechts Weichlot 
    brüniert - links Silber-, rechts Weichlot
  • Eisenschrot 
    Eisenschrot
  • handelsübliche Anker aus Metallguss 
    handelsübliche Anker aus Metallguss

Brünieren

Tifoo verwende ich mittlerweile ganz ohne zusätzliche Erwärmung.

Wenn bei kleinen Details durch die Nachbearbeitung doch mal die Brünierung entfernt wurde, nutze ich einen kleinen Pinsel und streiche Tifoo einfach über die Stellen und frische die Brünierung so wieder auf.

Wie ich dabei festgestellt habe, greift die Beize außer Metalle keine anderen Stoffe an, weder Kunststoff, Pappe noch Holz.

So ist es völlig unproblematisch, z.B. kleine Messingstifte in ein Bauteil einzusetzen, planzuschleifen und dann direkt die Brünierflüssigkeit mit einem Pinsel aufzutragen, wie hier am Beispiel eines Ankerstocks.


Wichtiger Hinweis

Die Beize ist nicht unbedingt hochgiftig oder stark ätzend, aber wie jeder andere chemische Stoff auch nicht unbedingt gesundheitsfördernd, also Dämpfe nicht einatmen, verschlossen und für Kinderhände unerreichbar aufbewahren, verwendete Lebensmittelbehälter (Marmeladengläser etc.) ausreichend kennzeichnen. Ansonsten die Hinweise der Hersteller beachten. Der Autor übernimmt keine Haftung für Schäden jeglicher Art, die durch die Verwendung dieser Informationen entstehen könnten.

Im frischen Zustand ist Tifoo durchaus recht aggressiv, was sich bei den Details aus Metallguss durch aufsteigende Bläschen und durch den hohen Säureanteil beim Reiben der Finger durch das Gefühl einer Abstumpfung der Haut an den Fingerkuppen bemerkbar macht.

Deshalb unbedingt Hautkontakt vermeiden, dünne Silikon- oder Vinylhandschuhe schützen sehr gut.


auch Nichtmetalle lassen sich "brünieren"

An einer Ruderpinne ist am Ende des Handgriffs eine Kugel aufgesetzt. Während der Beschlag aus Messing gefertigt und problemlos brüniert werden konnte, ist diese Kugel aus Holz und soll auch ein metallisches Aussehen erhalten.

Alle Versuche, das Holz zu lackieren, erzeugte kein vergleichbares optisches Ergebnis, es hätte auch das Messing lackiert werden müssen. Dabei geht aber mit hoher Wahrscheinlichkeit der Metalleffekt verloren und eine vergleichsweise dünne Schicht der "Färbung" wäre nicht möglich.

Ebenso diese Scharnierimitate aus Kunststoff (unten) sollten ein Metalleffekt (oben) erhalten.

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Als Mittel zum Schwärzen habe ich hier Graphitpulver verwendet.

Die Werkstücke wurden leicht mit einem Sprühlack behandelt, noch im feuchten Zustand mit dem Graphitpulver bestreut.

Mit einem weichen Pinsel "gebürstet", erhielt dieses Detail einen vergleichbar metallischen Glanz, wie brüniertes Messing.

Das Graphitpulver oder -puder ist in den bekannten Onlineportalen als "Schmiermittel" für wenig Geld zu erhalten, wobei ein 100 ml Gebinde erst einmal völlig ausreichend ist.

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