Webeleinen knoten |
Zwischen den Wanten werden Leinen gebunden, die zum Ersteigen der Masten dienen. Da das Endergebnis wie ein (gewebtes) Netz aussieht, nennt man die Leinen Webeleinen, den Knoten zur Befestigung am Wanttau Webeleinknoten oder Webeleinstek und die ganz Prozedur Ausweben von Wanten.
Im Unterschied zum stehenden oder laufenden Gut, das je nach Einsatz und Verwendungszweck unterschiedliche Stärken haben kann, sind alle Webeleinen auf einem Schiff identisch, mit einem Durchmesser von üblicherweise 1/2" ≈ 1,3 cm und einem Abstand von 12" - 13" (≈ 300 - 500 mm)
Außer vielleicht für sehr kleine Maßstäbe halte ich dabei von technischen Hilfsmitteln, wie z.B. Wantenknüpfrahmen, nicht viel. Die Wanten müssen zwingend zuerst am Modell steifgesetzt werden und erhalten so ihren genauen Verlauf und Abstand zueinander. Erst dann kann ausgewoben werden, um eine sauberes Ergebnis zu erhalten.
Es ist eine reine Fleißarbeit, die eine gewisse Genauigkeit erwartet, aber die Ausdauer dieser etwas eintönigen Arbeit zahlt sich aus. Beim Anbringen und Anpassen von fertig außerhalb des Modells ausgewobenen Wanten könnte mit diversen Schwierigkeiten verbunden sein, sodass man damit rechnen sollte, die investierte Mühe wieder zu verwerfen und alles noch einmal klassisch am Modell ausführen zu müssen.
Schablone
Zum Binden der Webeleinen druckt man sich am besten eine Schablone mit den notwendigen Abständen der Knotenreihen aus, laminiert diese in Folie und klebt sie mit doppelseitigem Klebeband auf dünnes Sperrholz. Das macht sie steifer, hält besser und ist beim Fixieren der Knoten mit Kleber unempfindlicher als eine reine Papierschablone.
Mit Klammern, mit angeklebten Holzleisten kann die Schablone oben und unten hinter den Wanten befestigt werden, man muss nur beim Festklammern darauf achten, dass die Wanten nicht zusammengeschoben werden und die Abstände der Spreizung erhalten bleiben.
Zur Unterstützung beim Binden der Knotenreihe klemmt man sich eine weitere Holzleiste auf die Schablone, um die Knoten auf derselben Höhe binden zu können. Auch verhindert man so das horizontale Zusammenziehen der Wanten und vermeidet, dass die Wanten später in einem Bogen verlaufen, wie auf dem Bild weiter unten zu sehen ist.
Eine Lupenbrille hilft bei der Arbeit.
Bei Setzen der Knoten darauf achten, dass die Webeleine nicht zu straff gezogen werden, damit die Wanten gerade verlaufen. Andernfalls ziehen man die Wanten zusammen und sie verlaufen später in einem unschönen Bogen.
Ist eine Knotenreihe fertig, wird diese Anschlagleiste wieder entfernt, um die Höhe der Knoten ggf. noch einmal zu korrigieren, die abschließend mit unverdünnter Ballenmattierung fixiert werden, um das Lösen zu verhindern. Diese Variante ist gegenüber der Verwendung von Sekundenkleber völlig unsichtbar.
Polyesterfäden tempern
Werden die Taue für die Webeleinen aus Polyestergarn selber geschlagen, kann es sein, dass die Taue etwas steif sind und sich schlecht knoten lassen.
Deshalb empfiehlt es sich, die Webeleinen vorher zu tempern. Dazu einfach die Taue für einige Minuten auf die Heizplatte eines umgedrehten Bügeleisens legen.
Durch diese Wärmebehandlung werden materialinterne Spannungen abgebaut, die Taue werden geschmeidiger und der noch vorhandenen Restdrall wird aus dem Seil genommen.
Alternativ können Baumwollgarne für die Herstellung weicherer Taue verwendet werden.
Abschluss an den äußeren Wanten
R. C. Anderson schrieb in AN: "Ich glaube nicht, dass die Webeleinen im 17. Jahrhundert schon Augspleiße aufwiesen und ich glaube auch nicht, dass die Enden an den Wanten angezeist waren, so wie es gegen Ende des 18. Jahrhunderts üblich war. Selbst bei den perfektesten Modellen im größeren Maßstab sind die Webeleinen an den Enden, so wie an den mittleren Wanten, nur angeknotet und ich meine, dass der moderne Modellbauer in diesem Fall dem Beispiel seiner Vorgänger aus dem 17. Jahrhundert folgen sollte."
Wie man auf den Bildern sehen kann, findet man auch auf heutigen Originalen verschiedene Varianten:
Verwendet man einen Webeleinstek der so gebunden wird, dass das Ende der Webeleine von links kommend nach rechts auslaufen und dabei bis zum nächsten Knoten waagerecht gehalten werden kann, sollten die Enden an den äußeren Wanten sauber abgeschnitten werden, damit keine unschöne Stummel verbleiben.
Eine Alternative wäre, man endet mit zwei halben Schlägen und kürzt das Ende an der Innenseite der Want.
Mit einer scharfen Mikroschere können diese Fadenreste sehr eng und fast unsichtbar abgetrennt werden.
Beispiele für ausgewebte Wanten
Es bleibt eine Frage: Sollten Webeleinen durchhängen oder können sie auch straff gesetzt sein?
Beim Original hängen sie oft durch oder sind durch Benutzung verrutscht, aber auch straffe Varianten oder sogar beides an einem Schiff findet man.
Meistens sind bei einem Modell irgendwie alle Leinen straff gesetzt. Seien es die Schoten, Brassen oder anderes Tauwerk, das bei einem Original allein durch die Erdanziehung eine hängende Verlauf hat.
Sind dann straff durchgesetzte Webeleinen legitim?
OK, ich finde sie bei einem "werftneu" präsentierten Modell etwas ästhetischer.