Spleißen |
Spleiße werden z.B. zur Reparatur oder Verlängerung von Tauwerk verwendet, oder um ein festes und unlösbares Auge zu realisieren.
Es gibt verschiedene Arten:
a: Langspleiß
b: Kurzspleiß
c: Augspleiß
d: End- oder Rückspleiß.
Bei einem Spleiß löst man am Ende des Taus die Kardeele voneinander und verflechtet diese mit den zusammenliegenden Kardeele des Taus, wie bei diesen Animationen:
Knotenanimation von Matthias Böving (Klabautermanns Knotentafel)
Mehr oder weniger benötigt man am Modell nur Augspleiße für Blöcke, Kauschen oder ein festes Auge für sonstige Anwendungen.
Lange Zeit habe ich Blöcke mit einem Takling am Tau befestigt und so ein Auge zu erhalten, da ich es bisher nicht geschafft habe, zufriedenstellende echte Spleiße zu realisieren. Es war mir einfach zu zeitraubend und immer wieder habe ich dann entnervt aufgegeben.
Irgendwann stieß ich in einem Internetforum auf eine recht einfache Lösung, um in kleinen Maßstäben Spleiße herzustellen. Der Begriff "Fake-Spleiß" machte hier die Runde.
Nach weiteren Recherchen fand ich, dass es gar kein Fake ist und unter der Bezeichnung Bändselspleiß, gekreuztes Bändsel, Behelfsauge oder festes Auge im maritimen Alltag durchaus seine Berechtigung hat.
In KN wird explizit der Begriff Augspleiß erwähnt, mit dem Zusatz, dass diese Art Spleiß für Takelgarn und Bändselgut Anwendung findet.
Er wird vielfach gebraucht, z.B. als Anfang beim Aufsetzen eines Bändsels, beim Einspleißen von Bändseln in die Gattchen einer Persenning, Taljenreeps, Nockbändsel oder Blockstropps.
Im Unterschied zum "echten" Spleiß werden hier nicht die einzelnen Kardeele, sondern das komplette Ende durch das Tau gesteckt und so lässt sich ein "Modellspleiß" wesentlich einfacher realisieren.
so funktioniert das Spleißen
Zum Spleißen fertige ich mir sog. Hohlspieker aus Spritzenkanülen, mit verschiedenen Durchmessern, je nach Taustärke.
Spitze und Seiten werden mit einer Trennscheibe entschärft und anschließend in einen Griff aus einem Stück Rundholz geklebt.
Des Weiteren nutze ich für diese Arbeit eine Lupenbrille mit 2,5- bis 3,5-facher Vergrößerung.
Ich steche den Spieker unter eine Kardeele, stecke das Tauende in die Kanüle und ziehe so das Ende durch das Tau.
Dies wiederhole ich noch zweimal.
Dann ziehe ich an dem ersten Durchstich, um die passende Größe des Auges zu erhalten. Abschließend ziehe ich die restlichen Durchstiche straff, schneide das überschüssige Ende ab und erhalten so den Spleiß.
Es bleibt noch die Kleberfixierung, um ein Öffnen der Flechtung zu verhindern.
Die ganze Sache ist zwar recht "stabil" und lässt sich nicht mehr so ohne Weiteres aufziehen, aber das abgeschnittene Ende am letzten Durchstich könnte herausrutschen.
Sekundenkleber nutze ich nur ungern, weil er nach dem Durchtrocknen sichtbar bleibt, wie man schön im Bild sehen kann.
Verschiedene Tests haben ergeben, dass insbesondere dünnflüssiger Kleber (1) diesen typischen Plastikeffekt erzeugt, wenn notwendig dann ist mittelflüssiger (2) oder dickflüssiger Kleber (3) die bessere Alternative.
Gern nutze ich seidenmatten Nitrocellulose-Lack wie z.B. Clou Ballenmattierung, 1:1 verdünnt.
Diese Art, Taue und Knoten vor dem Auflösen zu sichern, ist unsichtbar und nicht so präsent wie Sekundenkleber.
Den Spleiß mit Block einfach kurz in den Lack eintauchen und trocken lassen.
Die beiden Bilder zeigen den Abschnitt in feuchtem und getrockneten Zustand.
Die Art der Flechtung ist bei einer Makroaufnahme gut zu erkennen.
Ein Augspleiß und eingespleißter Block mit einem 0,8-mm-Tau, das Tau mit den Haken hat einen Durchmesser von 0,5 mm:
Mit normalem Betrachtungsabstand fällt es kaum mehr auf und ist gegenüber den gebändselten Varianten die professionellere Ausführung:
Mit der o.g. Lupenbrille ist ein Spleiß mit einem 0,4-mm-Modellseil kein Problem.
Das Seil etwas gegen den Drall aufdrehen, dann kann die Kanüle gut unter einer Kardeele durchgestochen werden.