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Man liest und hört es immer wieder: ''Hat jemand Bilder von dem Schiff XYZ...'', aber kaum einer fragt: ''Hat jemand Bilder von einem Lautsprecher, Lüfter oder einem Steuerrad?''.

Warum halten sich manche Leute einfach an die Werbung vieler Modellbaukastenhersteller. Denn ein Schlagwort ist immer wieder zu hören ''Schnellbaukasten'' - eigentlich nichts anderes als Augenwischerei - aber viele halten sich daran.

Für einige Modellbaukästen, gibt es gar kein spezielles Vorbild, es sind vorbildähnliche Typnachbauten. Man könnte sich also nach Herzenslust an der Verfeinerung, diverser Details auslassen, denn erst dann schauen viele ''Besucher'' etwas genauer hin.

Aber nein. Beschlagteile werden einfach angeklebt - oft zu beobachten bei Rettungsringen - Rettungsboote sind nicht verzurrt, Laternen und Lampen beziehen ihren Strom aus der Luft, Anker baumeln in der Klüse vor sich hin, Leinen werden nicht aufgeschossen oder einfach um ein Stück Holz gewickelt, Vorreiber und Riegel werden von einem Stück Messingdraht einfach abgekniffen und nicht mal plangeschliffen, Luken haben keine Scharniere und das Radarsignal wird sozusagen ''wireless'' auf die Brücke gesendet. Aufbauten sind blitzeblank, sprich einfach nackig - keine Schalter, keine Steckdose und keine Zuleitung ''stören'' das triste Dasein.

Dabei lassen sich viele kleine Details ganz einfach und ohne Spezialwerkzeuge imitieren. Es gehört natürlich ein wenig Studium der, sagen wir mal, seemännischen Kultur zum Schiffsmodellbaualltag.

Auch wenn vielleicht mal eine Niete etwas zu groß erscheint, wollen wir doch keine Weltmeistermodelle erstellen, es soll zumindest den Anschein von Filigranität erzeugen und das ist eben die Würze, was ein durchschnittlich gutes Modell ausmacht.

Hier einige Beispiele, was man machen kann und vielleicht auch sollte. Einige, vielleicht schwierig erscheinende Lösungen sind hier auf den anderen Seite näher erläutert und ich zeige oft Dinge, die selbst der Ersteinsteiger problemlos nachvollziehen kann.

Manche Details habe schon einige Jährchen auf dem Buckel und sehen nicht mehr wie frisch aus der Werft aus. Manche sind vor Jahren entstanden und es fehlt hier und da an einer gewissen Perfektion, aber man lernt immer mehr dazu, man muss es halt nur probieren.

Aber auch einige Beispiele möchte ich zeigen, die meistens nur nach jahrelangem Training gefertigt werden können und für deren Fertigstellung in der Regel ausreichend Plan- bzw. Fotomaterial zur Verfügung stehen muss. Ohne spezielle Werkzeuge wie z.B. eine Fräse oder ein Koordinatentisch, ist man dann aber komplett überfordert.

Verfeinerung von Modelldetails 
Ein oftmals vergessenes Detail: die Regenabweiser über den Bullaugen.
Verfeinerung von Modelldetails 
Antriebsmotor einer Ankerwinde.

Ein defekter Servomotor mit aufgeklebten Kühlrippen aus ABS-L-Profilen.

Zusätzlich ein aufgeklebtes Stück aus der Restekiste, welches den Stromanschluss imitiert, kleine Messingnägel als Schraubenimitationen.

Der Rost ist echt und nicht imitiert, denn die Ankerwinde ist funktionstüchtig.
Verfeinerung von Modelldetails 
Macht zwar ein wenig mehr Arbeit, aber die senkrechten Stützen am Windenfundament haben eine realistisches Aussehen.

Alles gefertigt aus 0,5 mm ABS und geschnitten mit dem Klingenmesser. Heute würde ich solche Details eher aus Messing unter Zuhilfenahme einer Fräse fertigen.

Auch die Muttern, die die Winde auf dem Fundament halten, erhöhen die plastische Darstellung, wobei sie eigentlich für den Maßstab viel zu groß sind.

Übrigens, für die Leinentrommel musste eine Heftpflasterrolle herhalten, der große Spillkopf ist aus einem ehemaligen Beschlagsatz einer anderen Schlepperwinde, die man bei Graupner recht preiswert einzeln bestellen kann.
Verfeinerung von Modelldetails 
Bedienpult einer Schlepperwinde mit Anzeigeinstrument und Bedienschalter für Vorwärts- und Rückwärtslauf der Winde.

Die Fassung des Anzeigeinstrumentes ist ein kleines Messingbullauge mit Verglasung.

Auch das Handrad ist gekauft und tatsächlich so auch an Bedienpulten von Ankerwinden zu finden.

Rechts unten ein Mannluk mit Flügelschrauben.

Links auf dem Motor wurde ein Augbolzen befestigt, denn der ist im Original so schwer, dass er nur per Kran transportiert werden kann.

Der Motor ist, wie schon bei der Ankerwinde, aus einem ausrangierten Servomotor entstanden. Die Rückwand des Motors ist nicht ganz originalgetreu, aber sieht besser aus, als eine plane Fläche.
Verfeinerung von Modelldetails 
Das Hauptabsperrventil einer Feuerlöschkanone.

Das Handrad habe ich in der Restekiste ''gefunden''.

Der Flansch wurde aus einer Holzkugel und vier großen und sechs kleinere Unterlegscheiben hergestellt.

Heute wurde ich noch die Schraubverbindungen imitieren.
Verfeinerung von Modelldetails 
Einen Leinentrommel.

Eigentlich nichts Besonderes, aber man beachte die Fußbremse, die ein Überdrehen der Trommel bei schnellem Abwickeln der Leine verhindert.
Verfeinerung von Modelldetails 
Mannluk mit zwei Vorreibern und Rückhaltefeder.

Diese Teile sind im Original nicht gerade leicht und öffnen durch diese Feder zum Teil automatisch, was zum einen den Ausstieg erleichtert und zum anderen verhindert es das versehentliche Zufallen, andernfalls wären sonst die Finger ab.
Verfeinerung von Modelldetails 
Noch einmal die Luke mit den Flügelschrauben.

Der Lukendeckel ist, wie auch die vielen anderen Details an diesem Modell, aus ABS und wurde ''zurecht'' gefeilt und nicht etwa tiefgezogen, wie man vermuten könnte.
Verfeinerung von Modelldetails 
Eigentlich ein handelsüblicher Scheinwerfer von der Firma robbe, nur ein weniger verfeinert.

Kühlrippen aus L-Profilen, ein Handgriff und was oft vergessen wird, ein Elektrokabel mit Schalter.

Auch der lange Sockel mit seinen Stützen trägt sehr zur Detailverbesserung bei.

Ein Detail was schon vor einigen Jahren entstanden ist, aber man ist eben nicht perfekt. Heute würde ich mir noch ein bisschen mehr Mühe geben.
Verfeinerung von Modelldetails 
Immer wieder gern gesehen, Schalter, Bedien- und Anzeigeinstrumente.

Die Anzeigen sind wieder aus Bullaugen mit Verglasung entstanden.

Die Schalter sind kleine Messingschrauben mit eingelötetem Messingblech.

Wie man Schalter ganz einfach herstellen kann, liest man unter Schalterimitationen 
Verfeinerung von Modelldetails 

Ein Steuerstand mit Kompass.

Der rote Zeiger ist der Ruderlagenanzeiger, seitlich sieht man Montageluken.

Die Kompassabdeckung wurde aus einem Parfümflaschenverschluss hergestellt, die Korrektoren  aus kleinen Holzkugeln.

Verfeinerung von Modelldetails 
Ein Radar älterer Ausführung. Ein Zahnrad imitiert den angeflanschten Elektromotor.
Verfeinerung von Modelldetails 
Eine UKW-Sprechfunkantenne.

Der Antennenfuß wirkt sehr gut und ist nichts anderes als eine M2-Messingmutter, durch die Stück Kunststoffrohr gesteckt wurde.

In dieses Röhrchen ist dann die Antenne eingeklebt.

Und immer wieder, kein elektrisches Gerät sollte ohne Kabel dargestellt werden.
Verfeinerung von Modelldetails 
Eine sehr gut detaillierter Abluftschacht.

Allerdings bekommt man solche Details nicht ohne einen guten Plan oder ausreichende Fotoauswertung hin.

Und wieder Schalter und Kabel.
Verfeinerung von Modelldetails 
Hier noch einmal eine vergrößerter Aufnahme mit diversen Beschriftungen.

Man beachte auch den Sicherungssplint des Brandklappenhebels.

Ein Detail-Beispiel was schon einen etwas höheren Schwierigkeitsgrad besitzt und vielleicht für einen Einsteiger nicht geeignet ist.

Aber es ist machbar.

Die Niete haben einen Durchmesser von ca. 0,5 mm. Im Vergleich dazu, die Schriftgröße misst 1 mm.

Die Niete wurde aus plangeschliffenen Messingstiften hergestellt.

Allerdings muss dazu vorgebohrt werden. Um eine saubere Bohrreihe hinzubekommen, ist einen Koordinatentisch fast unerlässlich.
Verfeinerung von Modelldetails 
Ein Notausstieg.

Noch im Rohbau, aber die hohe Detaillierung lässt sich gut erkennen.

Hier stecken einige Stunden Arbeit drin. Nichts fehlt.

Gut zu erkennen die Vorreiber. Ganz einfach herzustellen und wie man das macht, liest man unter Türklinken und Vorreiber.

Man erkennt auch, dass die Vorreiber nicht einfach nur in eine ''Loch gesteckt'' sind. So etwas bringt Realitätsnähe.
Verfeinerung von Modelldetails 
Noch einmal ein Vorreiber in der Großaufnahme.
Verfeinerung von Modelldetails 
Hier eine einfachere Art eine Flügelschraube zu imitieren.
Verfeinerung von Modelldetails 
Eine vergrößerte Aufnahme, mit der ''echt'' funktionierende Flügelmutter aus 1 mm Messingdraht, respektive dazu auch das M1-Gewinde der Hülse und des Schraubbolzen.
Verfeinerung von Modelldetails 

Was ich überhaupt nicht leiden kann aber immer wieder oft zu sehen ist, sind Rettungsinseln, die einfach an Deck aufgeklebt sind. Es sieht aus, als hätte sie dort gerade jemand hingelegt und vergessen.

Dabei muss man kein ausgebildeter Bootsbauer sein, um so etwas hinzukriegen. Man muss sich aber die Zeit dazu nehmen.

Verfeinerung von Modelldetails 
Und dann noch selbst gefertigte Aufkleber drauf, und schon hat es den Anschein von Perfektionismus.
Verfeinerung von Modelldetails 
Wer Arbeits- und Spezialschiffe mit spiegelglatten Decks aufs Wasser schickt, gehört vors Seegericht und kielgeholt;-)

Dabei ist die Nachbildung nun wirklich soooo einfach, siehe hierzu unter: rutschfester Decksbelag 
Verfeinerung von Modelldetails 
Ein Scharnier einer Decksluke, wie es heutzutage üblich ist.
Verfeinerung von Modelldetails 
Eine komplette Rampe.

Zu beachten wäre das Trittblech. Das ist allerdings...
Verfeinerung von Modelldetails 
... ohne einen Koordinatentisch ein aussichtsloses Unterfangen.
Verfeinerung von Modelldetails 
Das Gitter dieser Rampe hat im Original Querstreben aus L-Profilen. Passende Profile bietet der Handel im ausreichenden Maße.

Hier wurden Sie mit einem 45°-Senkkopffräser aus einer Plexiglasplatte ausgefräst.
Verfeinerung von Modelldetails 
Ein Deckshaus während einer frühen Bauphase.

Man beachte die Süllkante, die Regenrinne, die komplett um das gesamte Dach läuft. Ein guter 3-D-Effekt.

An der hinteren Seite des Deckshauses läuft das Wasser durch ein Rohr ab. Dieses Rohr hat noch eine weitere Bedeutung. Es ''entschärft'' sozusagen die Kante, die weit in den Gangbord des Bootes hineinreicht.

Beim Überholen des Schiffes bei plötzlicher Kursänderung in schneller Fahrt oder bei Seegang, kann sich hier eine an Deck stehende Person wesentlich besser festhalten, als an einer glatten Kante. Sie bietet sogar Halt bei feuchten Händen. Andernfalls würde man abrutschen und dann im schlimmsten Fall über Bord gehen.

Hier wird ganz deutlich, es gibt in freien und zugänglichen Bereichen eines Schiffes kaum kantige Ecken, vieles an einem Schiff ist abgerundet, nicht zuletzt aus Gründen der Sicherheit, um Verletzungsgefahren zu vermindern.
Verfeinerung von Modelldetails 
Typisch bei Metallaufbauten nicht nur bei modernen Schiffen - Verstrebungen des Dachträger. Ein kleines, aber wirkungsvolles Detail, auch wenn es auf den ersten Blick nicht sichtbar ist.

Hier auch noch einmal gut zu erkennen, der Vorreiber mit abgerundetem Handgriff.
Verfeinerung von Modelldetails 
Man vergleiche dieses mit dem nächsten Bild - zweimal die gleiche Topplaterne.

Vor der Detaillierung...
Verfeinerung von Modelldetails 
... und danach.

Die Laterne hat ein Höhe von 18 mm.

Deutlich wird auch der Nachteil einer Makro-Digitalaufnahme. Man sieht jeden noch so kleinen Fehler. Bei der Laterne sind noch einige Farbkorrekturen notwendig, auch wenn das im Originalzustand unter Tageslichtverhältnisses kaum zu erkennen ist.

Also vor der Veröffentlichung von Modellbaudetails immer sorgfältig auswählen, denn die Fehler, die du ignorierst, sehen andere ganz bestimmt.;-)
Verfeinerung von Modelldetails 
Hier eine Hecklaterne im ''Einsatz''
Verfeinerung von Modelldetails 
Ein ''handelsüblicher'' Lautsprecher...
Verfeinerung von Modelldetails 
... und die ''getunte'' Variante.
Verfeinerung von Modelldetails 
''Detailreichtum'' in Hülle und Fülle auf kleinstem Raum ohne überladen zu wirken. Niete an einem alten Dampfschlepper sind beinahe Pflicht.

Auch Spannschlösser wirken immer sehr authentisch, wie bei der Befestigung des Fenders.
Verfeinerung von Modelldetails 
Nachbau einer Ankerwinde bis ins letzte Detail: Kettennuss, funktionierende Bandbremse, Splinte usw.
Verfeinerung von Modelldetails 
Solche Steuerräder bekommt man nicht im Handel zu kaufen, also muss man es selbst bauen. Die Verwendung von handelsüblichen Belegnägeln und Geländerstützen aus dem historischen Schiffsmodellbau erkennt man erst bei näherer Betrachtung
Verfeinerung von Modelldetails 
Original oder Modell?

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