Segel der Statenjacht Fredericus |
Das Modell wird mit Segel gezeigt.
Um Abweichungen im Fertigungsprozess ausgleichen zu können, werde ich die Segel vor den Rundhölzern anfertigen, denn der Segelstoff wird mehrfach gewässert, vor dem Nähen gestärkt und erhält ein Liektau, was sich alles auf die Abmessung des Segels auswirken könnte.
So können die Gaffel und Rah später genau auf Maß hergestellt werden.
Es ist schwer, einen maßstäblich passenden Stoff für die Segel zu finden.
Aus der Erfahrung verwende ich wieder Baumwoll-Batist, ein feiner und leichter Baumwollstoff mit gerade mal 73 g/m², der sich für Maßstäbe um 1:50 ganz gut eignet.
Segelstoff stärken
Um faltenfreie Segel zu erhalten, wird das Tuch vor dem Nähen mit Tapetenleim behandelt. 100 g Kleistermehl auf 5 l Wasser, 15 min quellen lassen, das Tuch komplett in den Kleister eingetaucht und über Nach trocken lassen.
Danach ist der Stoff so steif, als hätte man dickeres Papier in der Hand, man kann ein Stück anheben, ohne des es abknickt, dennoch bleibt es ausreichend flexibel.
Der Leim bleibt auch nach dem Trocknen weiterhin wasserlöslich, sodass sich der Kleber nach dem Nähen rückstandslos mit handwarmen Wasser wieder aus dem Stoff herauswaschen lässt.
Segel nähen
Mit Inkscape vektorisiere ich mir die Segel aus dem Bauplan, drucke Schablonen der Segel aus, befestige sie am Modell und korrigiere die Planzeichnungen nach Bedarf.
Nach der Anpassung drucke ich mir noch einmal Schablonen aus.
Vorher teste ich mit ein paar Probenähten Garnfarbe, Fadenstärke und Stichlänge.
Da selbst bei einem Original die Nähte der Segelbahnen mit etwas Abstand i.d.R. so gut wie unsichtbar sind, nehme ich ein hellbeiges 120-er Garn vom Typ Mara, mit einer Stichlänge von 1 mm.
Mit einem Wäschestift zeichne ich die Linien für die Nähte auf den Stoff, ein Filzstift der Fa. Prym mit der Bezeichnung "Trickmarker", bei dem die Farbe wieder unsichtbar wird. Das geht recht schnell, deshalb zeichne ich immer nur die Naht auf, die genäht werden muss.
Färben
Nach dem Nähen färbe ich die Segel.
Trotz des Stoffs mit leichten Beige im Farbton "Sand" habe ich bei meiner Berlin die Erfahrung gemacht, dass die Segel zu weiß sind.
Deshalb habe ich einige Färbeversuche unternommen, 80 g schwarzem Tee mit 1 l Wasser aufgebrüht und dann Tee/Wasser 1:1, 1:2 und 1:3 verdünnt.
Im Bild noch einmal der Vergleich zu einem rein weißen Stoff. Ich denke, die hellste Variante des Stoffs kommt einem "natürlichen" Segeltuch recht nah.
Zuschneiden
Mit Hilfe eines Stahllineals und einer Einwegspritze, in die ich verdünnten Holzleim gefüllt habe, versiegle ich die Außenkanten des Segels, sodass sie nicht ausfransen können.
Mit einem Pinsel streiche ich den Kleber nach außen vom Segel weg.
Ist der Kleber getrocknet, schneide ich den überschüssigen Stoff mit einem Rollschneider an der Liekkante des Segels ab.
Halterung zum Nähen des Liektaus
Zum Annähen des Liektaus, habe ich mir eine Haltevorrichtung angefertigt, mit der ich das Segel einspannen kann.
Je ein etwas schmaleres Brettchen habe ich auf eine breiteres geklebt. Zum einen aus Stabilitätsgründen, da ich nur 2-mm-Sperrholz verwendet habe, andererseits wollte ich eine möglichst dünnen Arbeitskante haben.
Toppsegel
Das Liektau ist zweigeteilt.
Ein Tau für das Seiten- und Fußliek mit den bekleideten Schothörnern haben einen Durchmesser von 3/4 der Wanten und dem Oberliek mit einem Durchmesser von 3/4 des Seitenlieks.
Das Oberliek wird zuerst angenäht.
Wie in NJ gezeigt, steche ich die Nadel durch das Liektau. Das ist ein recht saubere Ergebnis.
Da das Liek durch Kleber versiegelt wurde, sieht man die Löcher vom Nähen, dieses schließe ich durch Reiben mit dem Griff einer Pinzette.
Es folgen die Schothörner, deren jeweilige Abschnitte wurden schon vor dem Annähen bekleidet.
Sie werden zu einem Augen gebogen und mit einem Herzbändsel gebunden.
Da ein Durchstechen der Nadel nun nicht mehr möglich ist, werden die bekleideten Bereiche mit einem Marlschlag am Liek befestigt.
Nocklegel
An den oberen Ecken das Rahsegels befinden sich die Nock- oder Nockohrlegel, mit denen das Segel an den Rahnocken (Enden der Rah) fest angebunden wird. Es verhindert so, mehr oder weniger, dass das Segel bei Winddruck auf der Rah verrutscht.
Jaeger zeigt in NJ dies als normales gebundenes Auge, wobei das meinen sonstigen Quellen widerspricht. Möglicherweise bezieht sich seine Information auf Recherchen an anderen Modellen, auf deren hauptsächliche Grundlage sich seine Publikation bezieht und auf die er, bei gefundenen Fehlern, immer mal wieder hinweist.
Es liegt in der Natur des Sache, dass die Nocklegel anderes gebunden sein müssen als bspw. die Augen der Schothörner, um bündig an der Rah anzuliegen, aber das sind nur Überlegungen meinerseits, basierend auf meine sonstigen Quellen.
Eine wahrscheinlichere Variante ist die, die in BI gezeigt wird. Diese Form entspricht auch weitestgehend den Ausführungen in MA, SC und AN speziell für die Epoche der Jachten im 17. Jhd.
Demnach wird das Legel die Verlängerung des Oberlieks zu einem Augen gebogen und mit dem Seitenliek verspleißt.
Ich realisiere dies in vereinfachter Form als eine Art Fakespleiß.
Das Seitenliek wird mit einem Hohlspieker durch das Oberliek gefädelt, dieses dann gebogen und wiederum durch das Seitenliek gesteckt.
So erhalte ich das Auge für das Nocklegel.
Das Liektau wird fertig angenäht, das Oberliek wird dabei auf der Rückseite neben das Seitenliek gelegt.
Zum Abschluss wird der des Oberliek mit Sekundenkleber versiegelt und abgeschnitten.
Seitenlegel
Am Seitenliek müssen noch die Legel für die Bulins angebracht werden.
Wie schon beim Nocklegel gibt es hier wieder verschiedene Möglichkeiten, so auch eine gespleißte Variante.
Ich verwende ein Stück Tau, dass etwas dünner als das Liektau ist. Genauere Angaben habe ich bisher nicht gefunden, sodass ich wie beim Oberliek vorgehe und 3/4 des Durchmessers vom Seitenliek nehme.
Mit einem Hohlspieker fädle ich den Legel durch das Liektau, ein Zahnstocher hilft dabei, dass alle Legel am Segel die gleiche Größe haben.
Zum Abschluss noch mit etwas Sekundenkleber versiegelt und das Toppsegel ist fertiggestellt.
Es fehlen noch die Schotblöcke.
Diese werden mit einem Grummet ans Schothorn gestroppt.
Focksegel
Für das Focksegel mussten Kauschen hergestellt werden. Hierfür verwende ich handelsübliche 3-mm-Messingscheiben
Die Bohrung wurde mit einer Reibahle erweitert, mit einem Ovalfräser auf beiden Seiten abgesenkt und abschließen brüniert.
Fortsetzung folgt...