Mast der Statenjacht Fredericus |
Mir ist nicht ganz klar, warum sich die Art des Mastes grundlegend von der sonst üblichen Bauweise mit Saling und Oberwanten unterscheidet. Bei NJ konnte ich folgende Informationen finden:
Das Sprietsegel mit kurzem Mast, auch als Schmacksegel bezeichnet, sowie das Lateinersegel sind einer der ältesten Taklungen und waren auch während des ganzen 16. und 17. Jhd. die gebräuchlichste Takelung.
Anfängliche Kriegs- und Prinzenjachten waren so getakelt.
Die lange Spriet erschwerte allerdings die Handhabung des Segels, weil bei Segelmanövern das Segel so gut wie nicht umgesetzt werden konnte.
Mitte des 17. Jhd. kam die leichter zu bedienende Halbspriettakelung und dann die Gaffeltakelung in Gebrauch und gab den Jachten ihr charakteristischen Aussehen.
Wegen dem erhöhten Schwerpunkt der Gaffel musste der Mast etwas verlängert werden, damit die erforderlichen Taljen entsprechend zur Bedienung gesetzt werden konnten. Hierzu wurde der Masttopp mit einer angelaschten Stenge versehen.
Auch wenn diese Mastverlängerung im Verhältnis zum kompletten Mast nur relativ kurz war, reichte der Platz, um ein kleines Toppsegel fahren zu können.
Es war die Geburtsstunde der klassischen einmastigen Jagtalkelung.
Untermast
Ich markiere mir auf einem Rundstab die jeweiligen Durchmesser, auf die ich den Stab verjüngen muss und bearbeite ihn dann auf der Drechselbank.
Hummer
Der Mast hat keine Salinge, hier kommt eine Verdickung zum Einsatz, ein sog. Hummer.
Da ich kein Rundholz mit passendem Durchmesser hatte, um den Mast gleich mit Hummer zu drechseln, setze ich diesen separat aus einem Stück Holz auf den Mast, drehe ihn rund und fräse ihn zum Vierkant
Abschließend wird der Hummer noch leicht abgerundet.
Auf den Hummer kommt ein Kalbenbrett, über das die Wanten gelegt und leicht abspreizt werden und den "Knickwinkel"der Taue verringern, wie auch beim Fockstag an der Vorderseite und die Backstage an der Rückseite, weshalb das Kalbenbrett viereckig ausgeführt ist.
Dazu erhält das Brett an den Kanten der Ober- und Unterseite einen Absatz mit Hilfe einer Abstands-/Führungshülse, wird abschließend abgerundet und auf dem Hummer verklebt.
Der Masttopp erhält eine Abschrägung, gegen die die Stenge gelegt und mit Wulingen angelascht wird.
Das Teilegerät wird dazu mit entsprechendem Winkel auf dem Kreuztisch befestigt, um die Schräge fräsen zu können.
Stenge
Die Stenge wird ebenfalls gedrechselt und erhält auch eine Abschrägung, aber quasi gespiegelt.
Dann wird die Stenge mit zwei Wulingen an den Masttopp gelascht, vorher werden zur Sicherung zwei versteckte Messingstifte eingesetzt.
Im oberen Bereich der Stenge kommt die sog. Tonne, ähnlich dem Hummer am Untermast. Diese bearbeite ich separat und setze sie später auf die Stenge.
In die Tonne wird ein Scheibgatt für das spätere Topprahfall eingearbeitet und eine Scheibe verbolzt.
Keilring
Hierbei handelt es sich um Holzkeile, mit denen der Mast in der Mastfischung (Mastloch im Deck) festgekeilt wird. Ich meine gelesen zu haben, dass diese Keile auf beiden Seiten mit geöltem Leder versehen waren, damit sie leichter an ihren Platz gleiten und dort einrasten können.
Um einen wasserdichten Abschluss zu gewährleisten, erhalten die Keile einen Kragen aus geteertem oder geöltem Segeltuch.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich nur einen Ring aus Keilen zeige, oder eine Segeltuchmanschette. Bei Letzterer wäre die Herstellung des Keilrings unnötig. Aber egal, ich fange erst mal an, allein um mir eine Problemlösung zu erarbeiten, da es dazu nicht allzu viele Informationen zu finden sind.
Will ich einen Ring aus mehreren Einzelteilen herstellen, muss sich der Querschnitt dieser Segmente verjüngen, damit sie bündig zusammengesetzt einen Kreis ergeben.
Aus der angeschrägte Leiste schneide ich mir die benötigte Anzahl Segment ab, "kalfatere" die Fugen mit einem weichem Bleistift und klebe sie nach und nach zu einem Ring zusammen.
Erste Versuche brachten kein zufriedenstellendes Ergebnis. Das einfache Aneinanderkleben der einzelnen Segmente erzeugte einen unrunden Ring.
Auch die Länge der Segmente war zu kurz gewählt, es war nicht optimal, gleich ein Loch für den Mast beim Kleben erhalten zu wollen.
Außerdem lagen die Klebeflächen nicht immer bündig aufeinander.
Beim zweiten Versuch prüfe ich hin und wieder den Winkel nach dem Ankleben eines Segments und korrigiere zusätzlich die Klebeflächen am Tellerschleifer.
Ich klebe erst zwei Ringhälften, halte diese noch einmal an den Tellerschleifer und klebe sie zu einer Scheibe zusammen.
Diese Scheibe stecke ich auf einen Spanndorn, schleife sie auf das notwendige Maß und trenne danach den endgültigen Keilring mit einem Scheibenfräser vom Rohling ab.
In Ermangelung einer Drehbank kann ich den Innendurchmesser nicht ausdrehen, deshalb zentriere ich einen Fräser im Teilgerät, spanne den Keilring ein und bei laufendem Fräser drehe das Backfutter mit der Hand.
Den Arbeitstisch verschiebe ich dann step-by-step in der Waagerechten, erweitere so das Mastloch bis der gewünschte Durchmesser der Bohrung erreicht ist, ähnlich wie das Prinzip des Ausdrehens.
Zwei Versionen des Keilrings.
Nach ein paar Versuchen erschienen mir 24 Keile praktikabel zu sein, das entspricht einer Anschrägung von 15°, was sich gut mit der Kreissäge realisieren ließ.
Links breitere Keile ohne vorherige "Bleistiftkalfaterung" und rechts etwas schmalere Keile mit Bleistift, sodass die Fugen gut visualisiert werden.
Wie ich allerdings schon beim Ruder bemerken konnte, haben mit Graphit beschichtete Flächen einen schlechteren Klebehalt, sodass der Keilring bei der Bearbeitung mehrfach auseinander gebrochen ist. Deshalb habe ich den Ring auf eine dünne Furnierplatte geklebt.
fertiger Keilring
Ich werde keinen Segeltuchkragen darüber setzen, es wäre schade dieses Detail nicht zu zeigen.
Masttopp
Im Masttopp sind zahlreiche Beschläge für das laufende und stehende Gut angebracht:
Des Weiteren sind im Masttopp kleinere Klampen angebracht.
Dazu säge ich eine Leiste mit einseitiger Abschrägung, schneide davon kleine Keilstücke ab und fräse in den Mast kleine Vertiefungen, in die die Klampen eingeklebt werden. So kann ich sie fluchtend, abbruchsicher und quasi "bündig" auf der abgerundeten Oberfläche des Mastes befestigen.
Mastklampe und Klaufallblock sind im Bauplan nicht gezeichnet, dieses werden aus NJ übernommen und mit Inkscape vektorisiert.
Die Mastklampen sind fertig, mit Belegnägeln versehen und werden wieder in einer Vertiefung verklebt.
Alle sonstigen Klampen sind angeklebt, wurden noch mit Bolzen versehen und zum Abschluss sind auch alle Augbolzen an ihrem Platz.
Mast gesetzt
(34 Baustunden)
weiter geht es mit dem stehenden Gut...