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Taue bekleiden 

Auf traditionellen Segelschiffen ist es üblich, Taue mit Garn zu umwickeln.

Stehendes Gut, Stage, Trossen, Wanten uvm. wurden zum Schutz vor Abrieb (Schamfilung), Rott (Naturfaser) oder Korrosion (Drahttauwerk) mit Schiemannsgarn umwickelt.

Man nennt dies Bekleiden, Bekleeden oder Kleeden.

Auf dem Bild ist gut der Unterschied zwischen einem normalen und einem bekleedeten Tau zu erkennen.


1. Variante - die Kleedkeule

  • eine entsprechend abgelängte Edelstahllitze wird durch das Röhrchen der Kleedkeule gefädelt und zwischen zwei Schraubstöcken straff eingespannt
  • das Ende des Garn wird mit einer Nadel durch die Litze durchgezogen und ist somit fixiert
  • die Keule baumelt mit der Garnrolle nach unten, sie wird zwei bis drei Mal gedreht, so werden die ersten Törns Garn aufgewickelt
  • während die Keule mit dem linken Zeigefinger leicht gegen das aufgewickelte Garn gedrückt wird, gibt man mit dem rechten Zeigefinger der Garnrolle einen Schubs, dieses dreht sich drei bis vier Mal um die Litze, das Garn legt sich Törn um Törn auf die Litze
  • die Keule schiebt sich dabei automatisch weiter und es dauert nur wenige Minuten für das Bekleiden einer 1 Meter lange Litze
  • ist das Bekleiden abgeschlossen, wird das Ende des Garns wieder mit einer Nadel durch die Litze durchgezogen
  • Teile der Kleedkeule 
    Teile der Kleedkeule
  • Fixieren des Garns 
    Fixieren des Garns
  • bekleidetes Seils 
    bekleidetes Seils


Beispiele von bekleideten Stage und Wanten an einem Modell

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  • Taue bekleiden 
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2. Variante - die Kleedbank

Die erste Variante ist nicht so gut für kleinere Maßstäbe geeignet, da der dünne Kleedfaden die vergleichbar schwere Kleedkeule nicht voranschieben kann. Hier verwende ich eine sog. Kleedbank, für die ich im Internet einen recht preisgünstigen Teilesatz gefunden habe.

Im Unterschied zur Kleedkeule bei der ein "beweglicher" Faden um das Tau gewunden wird, wird hier über Zahnräder das eingespannte Seil gedreht und der Faden aufgewickelt.

Man geht wieder wie schon oben beschrieben vor:

  • den Anfang des Garns mit einer Nadel durch das Tau fädeln
  • Tau drehen und Garn eng aufwickeln, das durchgestochene Garnende einfach mit einwickeln, so kann es nicht wieder rausrutschen
  • nach dem Bekleiden das Ende des Garn wieder durch das Tau fädeln, jetzt mit einer Kleinstmenge Sekundenkleber fixieren

  • Taue bekleiden 
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Taue trensen

Schaut man sich das bekleidete Tau mal etwas genauer an, stellt man fest, dass es sehr wellig aussieht. Die Kerben (Keepen) zwischen den einzelnen Kardeelen treten deutlich hervor, anders als bei dem oben gezeigten Edelstahlseil mit seiner feinen Oberflächenstruktur und dem recht dicken Kleedgarn.

Je dicker das Seil, umso ausgeprägter die Keepen.

  • Taue bekleiden 
  • Taue bekleiden 

Um das Tau zu glätten werden die Keepen mit Garn aufgefüllt, das Tau wird gewurmt oder getrenst.

Eine aus drei Kardeelen geschlagenes Tau hat auch drei Keepen, die auf der Kleedbank mit drei Fäden in einem Durchgang gebunden werden können, erst dann erfolgt das eigentliche Bekleiden des Taus.

  • Taue bekleiden 
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Noch einmal der Vergleich. Der Unterschied ist deutlich zu erkennen.

Bei dem etwa 1,25 mm dicken Tau habe ich ein Garn mit 120er Stärke verwendet, was den Effekt schon sehr deutlich macht.

Die Stärke des Garns für das Trensen ist eine Erfahrungssache und richtet sich nach der "Tiefe" der Keepen.

Man hält ganz einfach ein getrenntes Tau gegen eine Lichtquelle. Hat das Tau eine ausgeglichene Außenkante, hat das Garn die richtige Stärke.

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Tipp für kleine bekleidete Augen

Man beginnt erst mit dem Bekleiden eines Teilstücks des Taus, nur so viel, um ein Auge formen zu können.

Eigentlich sind solche Augen in das Tau eingespleißt, um jedoch einen zu großen Umfang im Bereich direkt am Auge zu vermeiden, tränkt man das Ende vor dem Bekleiden mit etwas Sekundenkleber und verjüngt es mit einem schrägen Schnitt, sodass ein fließender Übergang zum Tau erreicht wird.

Das geformte Auge fixiert man z.B. an einer Krokoklemme der Kleedbank und bekleidet nun das Tau über das umgelegte Ende des Auges.

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Tipp für ein steifes bekleidetes Taustück

Wird ein Stück starres bekleidetes Tau benötigt, dann das Seil vorher einfach mit dünnflüssigem Sekundenkleber tränken, trocknen lassen und danach wie gewohnt bekleiden.

  • Taue bekleiden 
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Noch einige Hinweise:

  • ganz wichtig: es muss mit dem Drall entgegen der Schlagrichtung des Taus gekleedet werden, also bei einem rechtsgeschlagenem Tau entgegen dem Uhrzeigersinn, sonst wird das Seil "auseinandergedrückt",
  • erfahrungsgemäß macht sich das Trensen nur bei dickeren Tauen bemerkbar, bei einem Taudurchmesser <0,7 mm ist kein wirksamer Effekt mehr zu erkennen und es kann darauf verzichtet werden,
  • in dem obigen Beispiel erhöht sich der Durchmesser des 1,25 mm Taus mit Bekleidung auf 1,3 mm, das sind etwa 4%,
  • auf das zusätzliche Schmarten, das Umwickeln eines getrensten Taus mit Tuchstreifen, kann am Modell verzichtet werden,
  • die Bekleidung macht ein Tau zwar steifer, erhöht (beim Original) aber nicht dessen Bruchlast, deshalb bezieht sich die Angabe der Taustärke immer auf das eigentliche Tau, eine Want mit Bekleidung ist demnach etwas dicker als ohne,
  • man sollte ggf. prüfen, ob der größere Durchmesser maßstäblich vertretbar ist und ggf. ein etwas dünneres Tau verwenden,
  • wie schon erwähnt, wird das Tau nach dem Bekleiden etwas steifer, trotzdem sitzt das Garn nicht allzu stramm, kann bei nachträglichen Takelarbeiten verrutschen und das darunterliegende Seil wird wieder sichtbar, oftmals beim Setzen der Webeleinen an Wanten zu beobachten,
  • es empfiehlt sich deshalb, das Tau vor und nach dem Bekleiden mit verdünntem Holzleim zu fixieren


Beispiele

  • Hanger mit Augen 
    Hanger mit Augen
  • Seitentakel 
    Seitentakel
  • Stagkragen 
    Stagkragen
  • Auge eines Wantenpaars 
    Auge eines Wantenpaars
  • Juffernstropp 
    Juffernstropp
  • Blockstropps 
    Blockstropps
  • Tauenden mit Stopperknoten 
    Tauenden mit Stopperknoten
  • die erste Want am Mast 
    die erste Want am Mast
  • Stagauge mit Maus 
    Stagauge mit Maus
  • Stagaugen über dem Masttopp 
    Stagaugen über dem Masttopp
  • Stagkragen 
    Stagkragen
  • Stagkragen 
    Stagkragen

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