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Seitentaljen

Zum sog. Ausrennen des Geschützes werden zwei Seitentaljen genutzt.

Über die Taustärke der Taljen habe ich bisher keine Angaben gefunden. Den entnommenen Maßen der Planbeilagen kann davon ausgegangen werden, dass die Stärke etwa die Hälfte des Brooktaus beträgt.

Nur bei schweren Stücken wurde die Seitentalje über Doppelblöcke gefahren.


Stroppen der Blöcke

Um die Blöcke ist ein Stropp gelegt und ein Haken eingebunden. Die Haken habe ich aus 0,5 mm brüniertem Messingdraht gebogen.

  • Haken für die Seitentaljen 
  • Haken für die Seitentaljen 
  • Haken für die Seitentaljen 
  • Haken für die Seitentaljen 

Zur Herstellung des Stropps habe ich mir 0,5 mm Tau Garn gereept, etwas stärker als das Seil des Taljenläufer. Zum Einsatz kommt wieder eine kleine Nagelbank. Das Tau mit aufgefädeltem Haken wird in Form einer Acht um die beiden Nägel gelegt und beide Enden mit Klammern am Holz fixiert.

Mit 0,1 mm Garn wird nun auf das Reep ein Takling gesetzt. So erhalte ich zwei Schlaufen, eine für den Haken und die andere für den Block. Mit den Enden des Seils kann ich die Schlaufen zusammenziehen. Um identische Taklinge zu erhalten, habe ich diese immer mit 5 Schlägen gebunden.

Den Takling schiebe ich jetzt zur Seite des Hakens.

  • Stropps der Haken für die Seitentaljen 
  • Stropps der Haken für die Seitentaljen 
  • Stropps der Haken für die Seitentaljen 
  • Stropps der Haken für die Seitentaljen 

Die Blöcke wurden vorher geschliffen und die Taurille - Stroppkeepe - noch einmal mit einer Dreikantfeile erweitert.

Entsprechend der Taustärke des Taljereeps habe ich das Loch des Scheibgatts 0,2 mm größer gebohrt. Um das Tau später problemlos durchfädeln zu können, ist das Ende mit Sekundenkleber versteift.

  • Blöcke der Seitentaljen 
  • Blöcke der Seitentaljen 
  • Blöcke der Seitentaljen 

Die Schlaufe gegenüber vom Haken wird vom Nagel genommen. In diese wird der Block eingesetzt und mit dem Ende der Leine zugezogen. Man achte darauf, dass die außermittige Bohrung, durch die später das Tau der Talje läuft, immer zum Haken zeigt.

  • Stroppen der Blöcke 
  • Stroppen der Blöcke 

Mit Hilfe einer Dritten Hand spanne ich den getroppten Block ein, fixiere den Takling mit Sekundenkleber und kürze alle Fadenenden.

  • Stroppen der Blöcke 
  • Stroppen der Blöcke 
  • Stroppen der Blöcke 

Die bestroppten Blöcke des stehenden Parts des Taljereeps.

  • bestroppte Blöcke 
  • bestroppte Blöcke 

laufender Part der Talje - 1. Versuch

Der Block der Gegenseite erhält zusätzlich das Tau des Taljenläufers, das erst durch die Blockschlaufe geführt wird. Dann folgt der Block.

Der Läufer wird mit zwei halben Schlägen am Stroppblock festgezogen.

  • laufender Part der Talje - 1. Versuch 
  • laufender Part der Talje - 1. Versuch 
  • laufender Part der Talje - 1. Versuch 

2. Versuch

Die erste Variante erwies sich als zu fummelig und war mir zu zeitintensiv, sodass ich eine vereinfachte Version gewählt habe.

Dabei werden Stropp und Läufer aus einem einzelnen Seil gebunden.

Der Haken wird gleich komplett mit Augbolzen auf das Tau geschoben und zwei Taklinge gebunden.

Der erste Takling schiebe ich zum Bolzen, stecke den Block in das Auge und schiebe den zweiten Takling an den Block. Fertig.

  • laufender Part der Talje - 2. Versuch 
  • laufender Part der Talje - 2. Versuch 
  • laufender Part der Talje - 2. Versuch 
  • laufender Part der Talje - 2. Versuch 

Dieses Tau ist mit 0,45 mm halb so dick wie das Brooktau gereept. Für die Taklinge habe ich 0,15 mm Takelgarn genutzt.

Die Talje wurde mit dem Bolzen in das Loch neben der Stückpforte gesteckt, mit der Gegenseite in das Auge an der Lafette eingehakt und alles zusammengezogen.

Oft wird mit dem losen Ende eine "Seilschnecke" gelegt, eine sog. Flämische Scheibe, was durchaus für repräsentative Zwecke angewendet wird. Ich habe mich allerdings für das Legen von Buchten entschieden, wie es bei einem gefechtsbereiten Geschütz üblich ist. Ein interessantes Video über die Ausbildung an einem Geschütz auf der USS Constitution zeigt, wie mit den Seitentaljen der Kanonen gearbeitet wird: Gun Drill aboard USS Constitution

Das Aufschießen der Taue direkt neben Kanonen ist etwas nervig und wieder recht zeitaufwändig. Deshalb klebe ich das Ende des laufenden Parts mit Sekundenkleber am Deck fest, kürze das Tau und realisiere die zusammengelegte Seilrolle (Bunsch) einfachheitshalber sozusagen außenbords.

  • Seitentakel an den Geschützen 
  • Seitentakel an den Geschützen 

Hierfür habe ich ein Sperrholzrest mit Polystyrol beschichtet, in diese Platte zwei kurze Messingstifte eingeklebt und an der Stirnseite einen kleine Spalt eingesägt.

Dort klemme ich ein Ende das Taus ein, wickle es um die Messingstifte und tränke es mit Ballenmattierung.

Nach dem Trocknen nehme ich es von der Vorrichtung und schneide aus dem Knäuel die notwendige Menge für drei Buchten ab, lege diese über das Ende des Taljenläufer und klebe es vorsichtig mit einer geringen Menge Sekundenkleber auf das Deck.

  • Aufschießer der Seitentaljen 
  • Aufschießer der Seitentaljen 
  • Aufschießer der Seitentaljen 
  • Aufschießer der Seitentaljen 

Alle Hauptgeschütze sind mit Brooktau und Seitentalje betakelt.

  • alle Geschütze sind betakelt 
  • alle Geschütze sind betakelt 
  • alle Geschütze sind betakelt 
  • alle Geschütze sind betakelt 

Das Aufstellen und Takeln der Kanonen waren mit etwa 38 Baustunden recht zeitintensiv, es hat jedoch sehr viel Freude bereitet diesen Bauabschnitt wachsen zu sehen.

  • die Geschütze auf der Hauptdeck 
  • die Geschütze auf der Hauptdeck 
  • die Geschütze auf der Hauptdeck 
  • die Geschütze auf der Hauptdeck 

Rückholtalje

kein Platz für die Rückholtalje (Quelle: Risse von Schiffen des 16./17. Jahrhunderts, Hinstorff Verlag)

Zum Einholen des Geschützes befand sich hinten an der Lafette ein Loch oder Augbolzen für die Stopper- bzw. Rückholtalje, deren Gegenstück an einem Ringbolzen im Deck angeschlagen wurde. Diese Talje diente auch zum Verzurren des Geschützes während der Fahrt.

Nur bei schweren Stücken oder Langrohrgeschützen, die zum Laden geschwenkt werden mussten, wurden zwei Rückholtaljen genutzt, die wiederum nur für schwere Kanonen mit Doppelblöcken gefahren wurden.

Etwas verwirrend bei diesem Modell sind allerdings die Platzverhältnisse für dieses Detail bei der großen Decksluke, dem Mast und Spill, die die Arbeit mit einer Talje dort gar nicht zulassen würden.

Recherchen haben ergeben, dass Rückholtaljen bei gefechtsbereiten Geschützen durchaus auch verstaut waren und die Kanonen mit den Seitentaljen fest gegen die Bordwand gezurrt sind. Nach dem Schuss konnten die Taljen in der Aufgabe als Stopper jedoch bei Bedarf eingehakt werden, um die Kanonen im eingerannten Zustand festlegen zu können.

Oft sieht man deshalb an Modellen, dass diese Taljen im ausgerannten Zustand des Geschützes nicht vorhanden sind, das quasi "legitimiert" für mich ebenfalls das Weglassen dieses Details.

Eine kleine Bilderserie zu Herstellung der Ringbolzen für die Rückholtaljen:

  • aus Messingdraht Spirale gebogen, Ringe abgeschnitten und brüniert 
    aus Messingdraht Spirale gebogen, Ringe abgeschnitten und brüniert
  • Augbolzen gebogen und ebenfalls brüniert 
    Augbolzen gebogen und ebenfalls brüniert
  • Augen aufgebogen, Ringe eingehakt und wieder zugebogen 
    Augen aufgebogen, Ringe eingehakt und wieder zugebogen
  • der Ringbolzen im Deck 
    der Ringbolzen im Deck

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