Zeesboot |
Das Zeesboot ist ein typisches und historisch sehr altes Fischerboot der vorpommerschen Bodden-Landschaft.
Das Zeesboot (so die meist verwendete Bezeichnung) wird auch oft Zeesenboot genannt, was nicht unbedingt falsch aber nicht üblich ist.
Das Schlepp- bzw. Treibnetz, die Zeese, gab dem Boot seinen Namen. Das Fischen mit diesem Schleppnetz nennt man Zeesen.
Ganz typisch sind die dunkelbrauen Segel. Auch das hat historische Hintergründe. Früher wurde der Segelstoff mit Teer und Öl imprägniert, um eine lange Haltbarkeit zu gewährleisten.
Die Zeese wird durch zwei Driftleinen (auch Treibleinen genannt) offengehalten. Diese Leinen sind an weit nach vorn und achtern herausragenden Bäumen luvseitig immer steuerbords befestigt. Dabei treibt das Zeesboot quer vor dem Wind.
1 - Klüversegel
2 - Focksegel
3 - Großsegel
4 - Besansegel
5 - Gaffeltoppsegel
6 - Klüverbaum
7 - Achterbaum
8 - Fanggeschirr/Dachzeese
9 - Windrichtung
1484: | erstmalig wird ein "Sezekan" urkundlich erwähnt |
1492: | der Begriff "Cesekane" taucht auf |
1499: | "Zesekähne" werden bei einem Sturm zerstört |
1541: | Zeesfischer dürfen nur Nachts fischen |
1569: | 72 Zeeskähne sind im Oderhaff beheimatet |
1601: | in der Stralsunder "Fischer Rolle"ist folgendes zu lesen: "...der eine seine Zeese ausgegeben hat auf eine Trift, so sollen die anderen demselben die Trift gönnen..." |
19. Jhd.: | Einsatz von Bäumen zum offenhalten der Zeese |
1800: | auf Rügen um Wittow und im Mönchgut entstehen eigene Zeeskähne |
1815: | in Chikago wird das Mittelschwert erfunden |
1832: | auf dem Fischland werden 96 Boote gezählt |
1843: | im Oderhaff sind nur noch 25 Zeeskähne zugelassen |
1858: | wasserdurchflutete Fischkästen, die Bünn, kommt zum Einsatz |
1865: | die meisten Zeeskähne sind mit Mittelschwert ausgerüstet, die früheren Zeeskähne besaßen ein Seitenschwert, das beim Wenden herausgenommen und leeseitig wieder gesetzt wurde |
1866: | 16 Zeesboote sind in Barth registriert |
1870: | bisher nur mit Spitzgatt und Klinkerbeplakung, werden die ersten Zeesboote kraweel beplankt, erste Boote mit Rundgatt entstehen |
1872: | 75 Zeesnoote sind in Stralsund registriert, 29 im Oderhaff, viele Boote in Stralsund haben bereits ein Großsegel und eine Fock |
1877: | die Zahl der Zeeskähne im Oderhaff liegt bei 33 |
1880: | 110 Zeesboote sind in Stralsund registiert, werden aber im gleichen Jahr durch einen Stralsunder Erlass auf 80 reduziert |
1884: | in Stralsund gibt es wieder 109 Zeeskähne, auf Rügen werden 77 und in den Boddendörfen 85 Boote gezählt |
1889: | Amt der Zeesener wird in Stralsund gegründet |
1895: | in Stralsund sind nur noch 2 Zeeskähne im Einsatz, größere Zeesboote kommen in Gebrauch, zwischen 7 bis 9 Meter, die Rahsegel werden durch Luggersegel ersetzt, es kommen nur noch zweimastige Boote zu Einsatz |
1900: | es werden schwerfällige 22 m lange Zeesboote genutzt |
1908: | teilweises Verbot der Zeesfischerei im Oderhaff |
1927: | die ersten Zeesboote werden mit Motor ausgerüstet, vorher hatten die Boote einen über 6 m langen Riemen |
1932: | es gibt nur noch 61 registrierte Zeesfischer auf Rügen |
1958: | es gibt noch 13 Fischer mit Zeesbooten |
Anfang der 80er: | der Fischer Fritz Hebert ist einer der letzten Zeesfischer im Fangbetrieb, sein Boot ist heute im Museum Prerow zu besichtigen |
ab den 90ern: | viele alte Zeesboote wurden von Grund auf renoviert und überholt, teilweise erheblich umgebaut (Kajütaufbauten); sie sind sehr beliebt und werden nur noch als Tradition-, Freizeit und Fahrtensegler eingesetzt; es werden ersten Traditionsregatten ins Leben gerufen |