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siehe auch: siehe: Karacke

Im 13. Jh. in Portugal ein Fischerboot mit Lateinsegeln. Zu Beginn des 14. Jh., noch vor der Zeit der großen portugiesischen Entdeckungen, wird die gleiche Bezeichnung für ein zweimastiges, lateinbesegeltes Kauffahrteischiff mit Back und Hütte in der Mittelmeer- und Küstenfahrt verwendet. Nachdem durch türkische Besetzungen die Landverbindungen nach Indien unterbrochen waren und die Mittelmeerfahrt an Bedeutung verloren hatte, wurde Portugal zu der Nation, die intensiv einen südlichen Seeweg nach Indien suchte. Prinz HEINRICH, genannt HEINRICH DER SEEFAHRER (1394 bis 1460), förderte weitsichtig Schiffbau und Schifffahrt. Ihm gebührt das Verdienst, nicht nur die Weiterentwicklung der Karavelle veranlaßt, sondern auch sehr frühzeitig ein staatlich unterstütztes Observatorium und eine Navigationsschule gegründet zu haben.

Aus den zweimastigen Karavellen gingen zunächst die für längere Reisen besser geeigneten relativ schlanken dreimastigen Lateinsegelkaravellen (caravela latina) hervor, die an allen 3 Masten ausschließlich Lateinsegel führten. Ein typisches Merkmal, auf das auch der Schiffstypenname zurückgeführt wird, war die Kraweelbauweise, bei der die Schiffsplanken an ihren Längsnähten unmittelbar zusammenstoßen, so dass außen und innen an den Schiffsseitenwänden glatte Flächen entstehen. Die Nähte wurden kalfatert, so dass die Schiffe auch im Seegang nur wenig Wasser nahmen. Außerdem konnte die glatte Außenhaut besser gegen Bewuchs und Wurmfraß geschützt werden. Ein weiteres Merkmal der Karavelle waren die verhältnismäßig hohen Achterkastelle.

Unter dem Einfluss und in Fortsetzung römischer Traditionen mit unterteilten Rahsegeln verlief die Entwicklung zur ebenfalls dreimastigen Quersegelkaravelle (caravela redonda), bei der am Bugspriet, am Fock- und am Großmast Rahsegel gefahren wurden. Über dem Großsegel am Großmast war ein weiteres Rahsegel, das Marssegel. Am Besanmast führten Quersegelkaravellen wegen der günstigen Steuereigenschaften weiterhin stets Lateinsegel. Karavellen gehörten vom 14. bis in das 16. Jh. zu den seetüchtigsten Segelschiffen, unter denen es auch viermastige Karavellen gab.

Auch die Schiffe des VASCO DA GAMA waren Karavellen. Von den 3 Schiffen "SANTA MARIA", "NINA" und "PINTA", mit denen KOLUMBUS 1492 Amerika entdeckte, waren wahrscheinlich die "PINTA" und die "NINA" Karavellen, die "SANTA MARIA" ist wahrscheinlich eine etwas völliger und breiter gebaute Nao gewesen. Die Geschwindigkeit gab KOLUMBUS in seinem Tagebuch mit bis zu 15 italienischen Meilen in der Stunde an, das entspricht etwa 11 Knoten.

Übliche portugiesische Karavellen hatten 50 bis 60 t, später auch eine wesentlich darüber liegende Tragfähigkeit. So gehörten zu den Schiffen des F. MAGALHÄES auch größere viermastige Karavellen.

Die Kraweelbauweise wurde wegen ihrer Vorzüge über Holland bald in ganz Europa zur bestimmenden Bauweise für Holzschiffe. So wurden 1460 in Holland die ersten "Karvielscheepen" in beachtlichen Größen für 400 Lasten (800t) Tragfähigkeit mit einer Länge von etwa 43 m und einer Breite von 12 m gebaut. In der ersten Hälfte des 1 6. Jh. nahmen Lübeck und Danzig einen führenden Platz beim Bau großer Kraweelschiffe ein.


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